Willkommen auf meiner Website
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Am 18. Mai 1848 trat in Frankfurt zum ersten Mal die

deutsche Nationalver-sammlung zusammen.

Es war die Geburtsstunde der deutschen Demokratie. Sie überlebte nur etwas mehr als ein Jahr bis zur Kapitulation der Freiheitskämpfer in der badischen Festung Rastatt vor den preußischen Truppen am 23. Juli 1849.

1933 hat »der Nationalsozialismus in der Demokratie mit der Demokratie die Demokratie besiegt.« So Hitler im Originalton.

Heute im Jahr 2023 ist die Demokratie in Deutschland und vielen anderen Staaten der Welt wieder bedroht und von populistischen Ideologien durchsetzt oder hat sich bereits hin zu illiberalen, autokratisch-populistischen und faschistischen Staatsformen entwickelt. Es lohnt sich also, genauer hinzusehen und deren Charakteristika herauszu- arbeiten.

Es ist Zeit die Demokratie neu mit Leben zu füllen.

 

Leserempfehlung: DEMOKRATIE LEBEN!

"...Geradezu eine Pflichtlektüre für politische Bildung in der aktuellen Situation." (Herbert Kramm-Abendroth)

 

 

Das Buch öffnet die Augen für das, was wichtig ist im Leben.
"Wenn wir Neues schaffen wollen, müssen wir uns von dem bloß passiv-betrachtenden Denken, dem Zukunft fremd ist, lösen. Wir müssen den Willen zum Verändern der Welt,in der wir leben aufbringen und den Mut haben, unser Wissen und Denken auf die noch ungewordene Zukunft ausrichten."
(aus: GUTES LEBEN, S. 330)

 

Spannender histori-scher, biografischer Roman über Olympe de Gouges: Warum nicht die Wahrheit sagen.

»Ich bin eine Frau. Ich fürchte den Tod und eure Marter. Aber ich habe kein Schuld-bekenntnis zu machen. Ist nicht die Meinungs-freiheit dem Menschen als wertvollstes Erbe geweiht?«

So verteidigte sich Olympe de Gouges vor dem Revolutionstribunal in Paris. Eine kompromisslose Humanistin, eine sinnliche, lebenslustigeund mutige 

Frau, die der Wahrheit unter Lebensgefahr zum Recht verhelfen will und als erste Frau in der Geschich-te  auch für das weibliche Geschlecht die Bürger-rechte einfordert. Die Zeit vor und während der Französischen Revolution gewinnt in dieser historisch-authentischen Gestalt Lebendigkeit und atmosphärische Dichte.

 

Piano Grande
Ein Roman über die Liebe in Zeiten der Krise.

Der Roman Piano Grande

zeichnet ein eindringliches Porträt des ersten Jahr-zehnt dieses Jahrhunderts, in dem die Finanz- und Wirtschaftskrise die Welt an den Rand des Abgrunds brachte.

Der Roman wirft auf dem Hintergrund einer großen Liebesgeschichte "einen sezierenden Blick auf die Gesellschaft und ihre Eliten..., die die Welt im Jahr 2008 in eine wirtschaftliche Kata-strophe geführt haben ..." (Wetterauer Zeitung)

 

Als vertiefende Ergänzung zu dieser Wirtschafts- und Finanzkrise empfehle ich Ihnen meinen Essay: Demokratischer Marktsozialismus. Ansätze zu einer bedürnisorientierten sozialen Ökonomie.

 

(Käthe Kollwitz)

 

Was ist das für ein demo-kratisches System, das unfähig ist, den Mord-versuch vom 6. Januar 2021 an ihrer Demokratie zu ahnden?

Unter Nice-to-now habe ich für Sie Ausschnitte aus der Rede von Trump zur Wahl und den Sturm auf das Kapitol zusammen-gestellt.

 

Besuchen Sie auch meine Autorenseite Henning Schramm  auf Facebook. Ich würde mich freuen, wenn sie Ihnen gefällt.

 

Ich möchte mich auch über das rege Interesse an meiner Homepage mit über 400.000

Besucherinnen und Besuchern bedanken.

Buchempfehlungen

Svenja Flaßpöhler. Sensibel. Über moderne Empfindlichkeit und die Grenze des Zumutbaren. Klett-Cotta 2021, 213S.

Ein interessantes und gut zu lesendes Buch zur Geschichte des 'sensiblen Ich' aus philosophischer und gesellschaftlicher Sicht, von Rousseau bis zur heutigen  MeToo und Black Lives Matter Debatte: Über die Grenzen der Sensibilität, über gendergerechte Sprache, Trigger-Warnungen, Meinungsfreiheit, Empfindlichkeiten und den Kampf um Anerkennung benachteiligter Gruppen im Prozess der Zivilisation hin zur höheren Sensibilität mit ihren zwei Gesichtern: Empathie und Mitgefühl einerseits und Überempfindlichkeit und Regression andererseits, wenn die eigene Sensibilität glorifiziert und verabsolutiert wird und zur Hypersensibilität degeneriert und zum Stillstand führt.
„Die Resilienz ist ... die Schwester der Sensibilität. Die Zukunft meistern können sie nur gemeinsam.“ (S.213)

Anne Weber, Annette, ein Heldinnen-Epos. Verlag Matthes & Seitz Berlin 2020, 207S.
Ein hervorragendes Buch. Klug und einfühlend beschreibt Weber das Leben von Annette, die als junge Französin in der Résistance war und sich später in der FLN für die Unabhängigkeit Algeriens eingesetzt hatte. Annette wurde 1925 geboren und war im Jahr 2020, als das Buch veröffentlicht wurde, 95 Jahre alt.

Geschrieben sind die Lebenserinnerungen über Annette aus der Sicht der Autorin Weber (die lange Gespräche mit Annette geführt hat) in einem sehr ungewöhnlichen epischen Stil, ‚salopp‘, unprätentiös, persönlich und offen, der mich fasziniert und gefesselt hat.

 

Stefan Baron/Guangyang Yin-Baron, Die Chinesen. Psychogramm einer Weltmacht. Ullstein 2020 (Ersterscheinung 2019), 421 S.

Ein hervorragendes Buch über China, die chinesische Kultur und die Chinesen. Es öffnet den Blick auf diese Jahrtausende alte und lange unterschätzte Weltmacht und seine Menschen – und schärft den Blick auf die eigene christlich- individualistisch geprägte Kultur (in Relation zu der Konfuzianisch-taoistischen familiale Wir-Kultur Chinas).
Leider sind die Autoren in der Analyse der heutigen Zeit beim Thema Menschenrechte und 'Überwachungsstaat' sehr unkritisch und sparen die Minderheitenproblematik wie auch die innerchinesische Demokratie-Kritik nahezu komplett aus. Dies gilt umso mehr, seit im Mai 2022 dem Xingjiang-Forscher Adrian Zenz das bishergrößte Datenleak aus dem Sicherheitsapparat der 'Uigurischen Autonomen Region Xingjiang' zugespielt wurde. Die sogenannten "Xianjiang Police Files" offenbaren und belegen die Brutalität, die Systematik, die Willkür der Unterdrückung und Paranoia in Chinas westlicher Region.

 

David Benioff, Stadt der Diebe, Heyne Vlg 2008, 384 S.

Sehr spannender, lesenswerter Roman, in dem Dunkelheit, Grausamkeit und Humor auf gelungene, außergewöhnliche Weise miteinander verzahnt sind, aus der Zeit der die fast drei Jahre dauernde Belagerung Belagerung/Blockierung/Aushungerung von Leningrad/St. Petersburg (er spielt im Jahr 1942) durch die deutsche Wehrmacht.

 

Barack Obama, Ein verheißenes Land, Penguin 2020, 980S.

Ein ehrliches, gut geschriebenes und hochinteressantes Buch, das tiefe Einblicke in das Regierungs-, Wahl- und Wahlkampfsystem der USA allgemein und speziell in der Regierungszeit von Obama zeigt.
Das Buch handelt zu Beginn kurz vom Wahlkampf um den Senatorenposten von Illinois, den Obama mit großem Vorsprung gewann. Im Zentrum steht dann der Wahlkampf um das Amt des Präsidenten bis zum Jahr 2008 und die ersten vier Jahre seiner Präsidentschaft.
Obama schildert anschaulich das Geschäft des Regierens und die tiefe Spaltung der USA, geprägt durch die unversöhnliche Feindschaft zwischen Demokraten und Republikanern, die sich in seiner Zeit zuspitzte (z.B. Erstarken der Tea-Party, Rassismus oder z.B. die Aufstellung der rechten Vizepräsident-Kandidatin Sarah Palin aus Alaska), aber immer schon vorhanden war. Die Feindschaft dominiert in hohem Maß den amerikanischen Politikbetrieb und das Demokratie-verständnis der politischen Eliten - insbesondere durch die immer mehr nach Rechtsaußen driftenden Republikaner.
In dem Buch wird deutlich, dass die Politik der Republikaner allein getragen wird durch parteipolitisches Kalkül, die Macht um jeden Preis zu erringen und den Kampf gegen die verhassten Demokraten mit allen taktischen Tricks, mit Lügen und Verleumdungen und ohne demokratisches Verständnis zu führen (z.B. Filibuster, Beschneidung von Wahlmöglichkeiten von Minderheiten und Schwarzen, Manipulation der Wahlbezirksgrenzen, Besetzung des Supreme Court usw.). Das alles lässt wenig Gutes für die Zukunft hoffen.
Die Autobiografie zeigt auch eindrücklich, wie schwierig es ist, eigene politische Ziele wie sie Obama anstrebte, in solch einem Politiksystem durchsetzen zu können, obwohl man die Mehrheit im Senat und Repräsentantenhaus hat – substanzieller Wandel des Politikbetriebs, Stärkung der demokratischen Verfassungsorgane oder tiefgreifende soziale Politik im europäischen Verständnis zu machen, ist in den USA infolge dieses verhärteten, sich gegenseitig blockierende Zweiparteiensystem nahezu unmöglich.

Paul Nemitz/Matthias Pfeffer, Prinzip Mensch. Macht, Freiheit und Demokratie im Zeitalter künstlicher Intelligenz, Dietz Vlg. 2020, 430 S.

Das Buch gibt einen hervorragenden und umfassenden Überblick über und Einblick in die digitale Welt der sozialen Medien, des Cyberspace und Cyborgtechnologien (Bio-, Gen- und Nanotechnologien), der Künstlichen Intelligenz und deren philosophischen, technischen, gesellschaftlichen und politischen Implikationen. Die beiden Autoren diskutieren kenntnisreich und gut strukturiert die zahlreichen Problemfelder und Gefährdungen der Gesellschaft und der Demokratie durch das unregulierte Internet und die neuen digitalen Informationstechnologien. Sie analysieren die Geschäftmodelle und die Machtfülle der der Big Five Technologie-Unternehmen des Silicon Valley GAFAM (Google/Alphabet, Apple, Facebook, Amazon, Microsoft) im Bereich des Internet, der Suchmaschinen, der Sozialen Netzwerke, der Künstlichen Intelligenz, des Datamining/Dataismus und sie werfen einen Blick auf die gefährlichen Visionen der Personen, die hinter der GAFAM Unternehmen stehen.

Die beiden Autoren durchleuchten deren Politik der Klick- und Aufmerksamkeitsökonomie, die z.B. bei emotionionalen Äußerungen mehr Retweets und Klicks generieren als vernünftige Argumente, und sie entlarven diese Politik als ‚Kalifornische Ideologie‘, die insbesondere von Protagonisten wie Stewart Brand und John Perry Barlow (einflussreiche Aktivisten im Cyberspace); Peter Thiel (Erstinvestor bei Facebook und Mitbegründer und Anteilseigner von Palantir Technologies - Überwachungssoftware) und Ray Kurzweil (Entwicklunschef bei Alphabet) formuliert und verbreitet wurden. Letztes Ziel dieser Ideologie ist die Ersetzung der Politik durch die Technik, die, um optimal funktionieren zu können, sich selbst reguliert und entsprechend der neoliberalen Doktrin und Spieltheorie (maximales Verfolgen des Eigeninteresses) möglichst frei von politischer Einflussnahme agieren können muss. ("Vor allem glaube ich nicht mehr, dass Freiheit und Demokratie vereinbar sind," so z.B. Peter Thiel.) Optimales funktionieren heißt entsprechend der Kalifornischen Ideologie: Den eigenen Vorteil und den eigenen Nutzen zu maximieren und zwar hinsichtlich der  Profitabilität, Produktivität, Funktionalität, Effizienz und des Nutzens für den Einzelnen und schließlich Optimierung der Herrschaftsmacht durch Steuerungssoftware. Um dies zu erreichen, ist Voraussetzung die totale Digitalisierung von Mensch und Natur und die Optimierung und Organisation der Daten durch Algorithmen und Künstliche Intelligenz, wie es die GAFAM anstrebt.

Facebook vernetzt die Menschen, Google ordnet die Inhalte des Internets, Apple baut die Hardware, Amazon ist die Plattform für den Versandhandel (Marktanteil am Versndhandel 37%) und Microsoft (das wertvollste Unternehmen der Welt) stellt die Programme zur Verfügung  - so sieht grob die Arbeitsteilung der GAFAM-Unternehmen aus. Google beherrscht zusammen mit Facebook  und einem Anteil von 74,5% des digitalen Anzeigenmarktes weltweit den Online-Werbemarkt, der knapp 50% des gesamten Werbemarkts ausmacht. Allein Google verdient so mehr als 100 Milliarden Dollar jährlich und sammelt zusätzlich Billionen von Daten seiner Nutzer ein, die wiederum in die Optimierung der Werbeanzeigen und zielgenauere Verhaltensanalyse der Nutzer fließen. Google zahlt dem Unternehmen Apple (das im Jahr 2018 60 Milliarden Dollar Gewinn machte) im Schnitt 10 Millarden Dollar pro Jahr nur dafür, dass Google-Suche die voreingestellte Suchmaschine im Apple-Browser Safari bleibt. Bei Facebook kommen fast 100% des Umsatzes von 60 Milliarden Dollar aus dem Anzeigengeschäft und der Wahlwerbung (die gesamten Wahlausgaben für digitale Werbung allein im US-Wahlkampf 2020 sollen 2,9 Milliarden Dollar erreicht haben).

Die Digitalisierung von Mensch und Natur, das Internet der Dinge, Big Data und die Optimierung der Daten mit Hilfe von Quantencomputern, Algorithmen und Künstlicher Intelligenz stehe, so die Autoren, dem Gedanken der Aufklärung entgegen und führe schließlich dazu, dass die Technik den Menschen beherrscht und mit ihr die dahinter stehenden Technologiekonzerne die Herrschaft übernehmen und so den Rechtsstaat unterminieren und die auf Menschenrechten basierende Demokratie und Selbstbestimmung des Menschen schwächen, wenn nicht gar zerstören.

Wer in einer digitalen Welt leben will, in der wir, so die Autoren, "nach Informationen suchen können, ohne dass nach uns gesucht wird, in der wir lesen können, ohne dass wir ausgelesen werden, in der wir uns vernetzen können, ohne im Netz fremder Mächte gefangen zu werden", wer also weiterhin seine Autonomie bewahren will, der sollte wissen wie die digitale Welt funktioniert und dieses Buch lesen.

Nemitz (*1962) Hauptberater in der EU-Kommission, Justiz und Verbraucherschutz. Direktor für Grundrechte. Pfeffer (*1961), freier TV-Journalist und Produzent (z.B. Fokus TV)

Das Buch ist insbesondere auch interessant im Zusammenhang mit der Thematik meines Buches GUTES LEBEN

 

Gerhard Schick, Die Bank gewinnt immer. Wie der Finanzmarkt die Gesellschaft vergiftet. Campus 2020, 236 S.

Der Titel sagt alles. Sehr gutes Buch von einem ehemaligen Bundestagsabgeordneten der Grünen (jetzt Vorsitzender des Vereins Finanzwende, den man unbedingt unterstützen sollte: www.finanzwende.de). Schick, ein hervorragender Kenner der Innenwelt der Finanzakteure mit dem Blick eines Outsiders, zeigt hervorragend, wie der Finanzmarkt funktioniert und welche politischen und gesellschaftlichen Folgen ein ungeregelter Finanzmarkt, der nicht auf Gemeinwohl ausgerichtet ist, sondern dem kapitalistischen Prinzip folgt, auf die Gesellschaft hat.

 

Peter Bieri, Das Handwerk der Freiheit. Über die Entdeckung des eigenen Willens. Fischer 2009 (2003), 446 S.

Interessante Einblicke in das, was wir Willensfreiheit nennen: Bieri entwickelt an sehr vielen praktischen Beispielen eine Theorie der bedingten Freiheit und zeigt, dass unbedingte Freiheit eine Illusion ist. Unfreiheit ist ebenso wie Freiheit sind Bedingungen unterworfen. Willensfreiheit ist an die Aneignung eines Willens gebunden, die nur im Rahmen des Personseins stattfinden kann. Ein unbedingt freier Wille wäre losgelöst von Körper, Charakter, Gedanken, Emotionen und Empfindungen, Fantasien und Erinnerungen àes wäre ohne dies dann nicht mein Wille. Kausalität: Wunsch --> Denken --> Urteilen --> Wille --> Entscheidung (kritische Distanz zu sich – sich selbst als Subjekt, Urheber erfahren) --> Handeln (Handlungsrahmen in dem sich Freiheit entwickeln kann --> Demokratie – Freiheit – gutes Leben)
Leider hat das Buch an vielen Stellen zu sehr den Charakter eines ‚Lebensratgebers‘, einer Lebenshilfe, und ist vielerorts etwas zu ausschweifend und zu detailversessen, was in meinen Augen den Wert des Buches etwas schmälert.
 

449 Eva Demski, Scheintod, Insel Verlag 2014 (Die Erstausgabe erschien 1984 im Carl Hanser Verlag), 398 S.

Demski lässt in ihrem Roman die RAF-Zeit (1971-74) wieder aufleben. Er handelt von Demskis Mann, einem schwulen, linken RA, mit dem sie seit Anfang der 1970er Jahre verheiratet ist, die letzten drei Jahre aber getrennt von ihm lebte. Der Roman beginnt, als ihr Mann 1974 starb. Er war erst 30 Jahre alt. In Rückblicken schaut sie (auch erst 29 Jahre alt) auf die damalige linke Szene und schildert (die 12 Tage vom Tod bis zur Beerdigung) in einem sehr interessanten, ungewöhnlichen literarischen Duktus („die Frau“ – Eva und „der Mann“ – ihr Ehemann) die Bewältigung von Trauer und Verlust, das Innenleben der linken Gruppierungen, auch die elitäre Arroganz der Linken (einschließlich ihres Mannes) und der RAF sowie ihre zwiespältigen Gefühle in Bezug auf die RAF und manche dogmatischen Linke.

 

Christian Berkel, Der Apfelbaum, Ullstein 2018 416S.

Autobiografischer großer Familienroman vor dem Hintergrund eines ganzen Jahrhunderts deutscher Geschichte, die Erzählung einer ungewöhnlichen Liebe. Mit großem erzählerischen und literarischen Vermögen hat Christian Berkel einen spannungsreichen Roman seiner Familie geschrieben. Er führt über drei Generationen von Ascona, Berlin, Paris, Gurs und Moskau bis nach Buenos Aires.
Berlin 1932: Sala und Otto sind dreizehn und siebzehn Jahre alt, als sie sich ineinander verlieben. Er stammt aus der Arbeiterklasse, sie aus einer intellektuellen jüdischen Familie. 1938 muss Sala ihre deutsche Heimat verlassen, kommt bei ihrer jüdischen Tante in Paris unter, bis die Deutschen in Frankreich einmarschieren. Während Otto als Sanitätsarzt mit der Wehrmacht in den Krieg zieht, wird Sala bei einem Fluchtversuch verraten und in einem Lager in den Pyrenäen interniert. Dort stirbt man schnell an Hunger oder Seuchen, wer bis 1943 überlebt, wird nach Auschwitz deportiert. Sala hat Glück, sie wird in einen Zug nach Leipzig gesetzt und taucht unter.
Kurz vor Kriegsende gerät Otto in russische Gefangenschaft, aus der er 1950 in das zerstörte Berlin zurückkehrt. Auch für Sala beginnt mit dem Frieden eine Odyssee, die sie bis nach Buenos Aires führt. Dort versucht sie, sich ein neues Leben aufzubauen, scheitert und kehrt zurück. Zehn Jahre lang haben sie einander nicht gesehen. Aber als Sala Ottos Namen im Telefonbuch sieht, weiß sie, dass sie ihn nie vergessen hat.

 

David Benioff, Stadt der Diebe, Heyne Vlg 2008, 384 S.

Sehr spannender, lesenswerter Roman, in dem Dunkelheit, Grausamkeit und Humor auf gelungene, außergewöhnliche Weise miteinander verzahnt sind, aus der Zeit der die fast drei Jahre dauernde Belagerung Belagerung/Blockierung/Aushungerung von Leningrad/St. Petersburg (er spielt im Jahr 1942) durch die deutsche Wehrmacht.

 

Ewald Arenz, Alte Sorten, DuMont 2020, 255 S.

Ein sehr schöner, anrührender Roman über Freundschaft, Nähe, Verletzungen und Freiheit. Einfühlsam und Lebensweise.

In einem Weinberg begegnen sich Sally, 17 Jahre jung und wütend, Border-linerin, die aus der Klinik abgehauen ist und Liss, eine Frau von Ende vierzig, ebenfalls Einzelgängerin, die allein einen Hof bewirtschaftet. Sie hatte vor Jahren an ihrem Mann, der sie und ihr Kind misshandelt hatte, einen Mordversuch verübt hatte und deswegen für acht Jahre ins Gefängnis musste.

 

Gioconda Belli. Die Verteidigung des Glücks. Hanser 2000, 404 Seiten (gebundene Ausgabe)

Eine Autobiografie einer Sandinistin, die nicaraguanischen Befreiungskampf bis zum Sieg der Sandinisten 1979 an vorderster Front gekämpft hat; einer authentischen, leidenschaftlichen und selbstkritischen Frau, die für ihre Ideale und Träume ohne Wenn und Aber eintrat; einer sinnlichen Frau, die ihre Liebe und Sexualität lebte und versuchte ihre eigene Gefühlswelt mit der der Revolution zu vereinen.  

Das Buch gewährt einen intimen Blick in die nicaraguanische Revolution und das Innenleben der revolutionären Sandinisten aus der Sicht von Gioconda Belli (*Dez. 1949). „Hier habe ich entdeckt, dass jedes Gesellschaftsmodell sich auf die Achtung der Freiheit des einzelnen gründen muss, dass nur auf diesem unveräußerbaren Recht das Fundament des kleinen und des großen Glücks der Völker gelegt werden kann.“

Nachdem Sandino am 21.2. 34 auf Veranlassung von Anastasia Somoza Garcia ermordet worden war, regierte der Somoza-Clan das Land von 1937 ununterbrochen diktatorisch und beutete es aus. 1979 besiegten die Sandinisten Anastasio Somoza Debayle, der 1967 durch Wahlbetrug Präsident wurde.
Von diesem Kampf gegen Somoza und der ersten Regierungsjahre der Sandinisten nach 1979 bis 1990, von ihrem Handeln in der Revolution und von ihren Beziehungen zu den Führern der Revolution, von ihrer Rolle als Lyrikerin und Literatin, als Frau, Liebhaberin, Mutter und ihrer Rolle von sich als Mensch handelt dieses Buch.
„Ich zwang mich, mein Inneres zu erforschen, um seine Schwächen und Verletzbarkeiten herauszufinden: mein Bedürfnis nach Liebe als Ausdruck eines grundlegenden Mangels, der allzu sehr meine weibliche Macht mit der Sexualität, der Verführungskunst verband und meine anderen Gaben außer Acht ließ.“

Einer der besten, eindringlichsten Romane, den ich bis dahin gelesen habe.

...und hier noch eine Kostprobe von Gioconda Belli als Lyrikerin:
Und Gott machte ein Frau aus mir
Und Gott machte eine Frau aus mir,/mit langem Haar,/Augen,/Nase und Mund einer Frau./
Mit runden Hügeln/und Falten/und weichen Mulden,/höhlte mich innen aus/und machte mich zu einer Menschenwerkstatt./
Verflocht fein meine Nerven/und wog sorgsam/meine Hormone aus./
Mischte mein Blut/und goss es mir ein,/damit es meinen Körper/überall bewässere./
So entstanden die Gedanken,/die Träume,/die Instinkte./
All das schuf er behutsam/mit seinen Atemstößen/und seiner bohrenden Liebe,/die tausendundein Dinge,/die mich täglich zur Frau machen, /derentwegen ich stolz/jeden Morgen erwache/und mein Geschlecht segne.

Madeleine Albright, Faschismus. Eine Warnung. DuMont 2018, 312 S.
Albright untersucht das Phänomen des Faschismus an Beispielen von Mussolini, Hitler, Erdogan, Putin, Kim Jong-un u.a. bis Trump auf sehr pragmatische, undogmatische und amerikanische Art und Weise. Sie erläutert seine Entstehung, seine verschiedenen Spielarten und Formen, wie sie sich in den verschiedenen Ländern der Welt entwickelt haben: schleichend, auf leisen Sohlen ‚Man muss die Demokratie rupfen wie ein Huhn, Feder für Feder, so dass Niemand es merkt und es nicht schmerzt‘ oder 'die Masse muss nicht wissen sondern glauben; sie muss sich unterwerfen und lenken lassen‘ (Mussolini). „Faschist ist jemand“, so Albright, „der behauptet für eine ganze Nation oder eine Gruppe zu sprechen, der sich nicht um die Rechte anderer schert und ohne Weiteres Gewalt einsetzt oder welches Mittel er auch immer zur Erreichung seines Ziels für nötig erachtet.“ (S.286)

Klaus Modick, Der kretische Gast. Kiwi 2017, 582 S.
Sehr spannend geschrieben und ebenso interessante Beschreibung der Insel Kreta und seiner Landschaft, wie auch der Mentalität der Kreter während der Zeit der Deutschen Besatzung 1943/44.

Iris Radisch, Warum die Französen so gute Bücher schreiben. Von Sartre bis Houellebecq, Rowohlt 2017, 220S.
Guter, informativer und spannend zu lesender Überblick über die französisch sprachige Literatur von Sartre bis Houellebecq, von der Literatur der ‚Freiheit‘ (Sartre) bis zu der der ‚Unterwerfung‘ von Houellebecq. Auch interessant für mich die Unterschiede in der Ausgangslage und der politische-gesellschaftlichen Entwicklung zwischen Frankreich und Deutschland nach dem Krieg.
Wichtige Autoren von den 40er Jahren bis heute (nach Radisch):
Sartre, Camus, de Beauvoir, Saint-Exupéry, Beckett, Michel Leiris (Mannesalter), Ionesco, E. M. Cioran, Nathalie Sarraute (Kindheit), Michel Butor, Claude Simon, Roland Barthes, Julien Green, Georges Perec, Patrick Modiano, Assia Djebar/Algerien-Berber (Nirgendwo im Haus meines Vaters), Le Clézio (Die Wüste), Annie Ernaux (Die Jahre), Marguerite Duras (Der Liebhaber), Yasmina Reza (Gott des Gemetzels), Emmanuel Carrère, Michel Houellebecq (Unterwerfung)

 

Wolf Biermann, Warte nicht auf bessere Zeiten. Die Autobiographie, 529 S. Propyläen Verlag 2016

Interessant vor allem wegen der intimen Sicht auf die inneren Strukturen der DDR (siehe dazu auch das Buch von Helga M. Novak 'Im Schwanenehals' weiter unten). Ein Leben zwischen Ost und West, ein Widerspruchsgeist zwischen allen Fronten. Ganz im Biermannschen Duktus bei aller Ernsthaftigkeit flott und z. T. schelmisch erzählt.
 

Michael Schmidt-Salomon, Hoffnung Mensch. Eine Bessere Welt ist möglich. 364 S. Piper Verlag 2014

Ist der Mensch nur ein »fataler Irrläufer der Natur«, um den es nicht schade wäre, würde er von der Erde verschwinden? Nein, sagt Philosoph der Michael Schmidt-Salomon: Denn die biologische und kulturelle Entwicklung unserer Spezies zeigt, dass wir das Potenzial haben, immer besser, immer »humaner« zu werden. Ein beeindruckendes, augenöffnendes Plädoyer für den Glauben an die Menschheit.

 

Christian Felber, Freihandelsabkommen TTIP. Alle macht den Konzernen?
Deuticke in der Hanser Box, Carl Hanser Verlag 2014, ebook, 80 Seiten

Seit Juli 2013 verhandeln die USA und die EU über die Errichtung einer transatlantischen Freihandelszone. Percy Barnevic, Ex-CEO von ABB, formuliert aus der Sicht eines transnationalen Konzerns die Vision eines grenzenlosen Weltmarktes: "Ich definiere Globalisierung als die Freiheit unserer Firmengruppe zu investieren, wann und wo sie will, zu produzieren, was immer sie will, zu kaufen und zu verkaufen, wo und was immer sie will, und alle Einschränkungen durch Arbeitsgesetze oder sonstige Regulierungen so gering wie möglich zu halten."
Nationalstaaten sind in dieser Vision nur noch dazu da, die Wirtschaftsfreiheiten durchzusetzen und zu garantieren (Credo: Wirtschaftliche Freiheit ist die Voraussetzung für jede andere Art von Freiheit). Nach vielen Anläufen soll dies mit TTIP, das stark von den Lobbyisten der Großkonzerne beeinflusst ist, gelingen. Und die Verhandlungskommission ist auf gutem Weg dahin, wie Ferber in seinem verständlich und engagiert geschriebenen Büchlein überzeugend darlegt.
Nach einem kurzen geschichtlichen Aufriss über die vielen Versuche, einen solchen Freihandel bi- und multilateral zu etablieren, fächert Felber die gesamte Problematik und den antidemokratischen Irrsinn von TTIP anhand von vielen Beispielen auf und verdeutlicht überzeugend die Ideologie der TTIP-Akteure. Er zeigt die Gefahren auf, die, neben vielem anderen, insbesondere aber durch die "Superregulierungen", die regulieren, wie in Zukunft überhaupt noch von den Staaten reguliert  werden darf, und die Investitionsschutzabkommen, die souveräne Freiheit der Staaten aushebeln und einer Freihandelsdiktatur den Weg ebnen.
Ein lesenswertes Buch für alle, denen die Demokratie und Volksouveränität am Herzen liegt.

Christian Felber ist die prominenteste Stimme der Globaliserungskritik in Österreich und dort Mitbegründer von Attac.

 

Jeremy Rifkin. Die Null Grenzkosten Gesellschaft. Das Internet der Dinge, Kollaboratives Gemeingut und der Rückzug des Kapitalismus. Frankfurt Campus Vlg. 2014, 525 Seiten.

Rifkin formuliert sehr fundiert Visionen einer neuen Gesellschaft. Ein wichtiges Buch. Hochinteressant, was jetzt schon alles in der *Pipeline* ist, von dem ein normaler Mensch kaum etwas hört. Entscheidend sind nach Rifkin: Das Kommunikations-Internet, Das Energie-Internet (grüne Energie) und das Logistik-Internet. Alles zusammengeführt in dem Internet der Dinge = eine Vernetzung aller und alles mit allem. Und das ermöglicht die Sharing Economy, die Ökonomie der kollaborativen Gemeingüter. Eine Ökonomie der Allmenden oder der Commons wird die kapitalistische Ökonomie bis Mitte des 21. Jh. dominieren, so seine Prognose.  
Die Gefahren und Widerstände einer solchen Entwicklung werden zwar auch beschrieben, aber m. E. etwas verharmlost und zu optimistisch gesehen. Stichworte: der gläserne Mensch, informationelle Selbstbestimmung des Menschen, Gefahr von Cyber-Attacken für die Gesellschaft, Monopolisierungs-tendenzen (Google, Facebook, Amazon und C.), Beharrungstendenz und Macht des Kapitalismus.
Sascha Lobo, Deutschlands bekanntester Digitalexperte, sieht die Demokratie in Gefahr, wenn sich Unternehemen, die sich der Sharing Economy zurechnen, wie z.B. der Gründer von 'Uber' Travis Kalanick ("ein ganz klassisches Arschloch") glauben, dass "die Gesetze sich gefälligst ihrem Geschäftsmodell zu beugen haben und sie sich nicht an diese halten müssen, wenn sie ihnen nicht passen". Oder wenn der bekannte Start-up-Investor, der Multimilliardär Peter Thiel, davon spricht, dass er die Welt verbessern möchte, aber meint, seine Welt zu verbessern, wo es "normal und cool" sei innerhalb von 48 Stunden 30 Stunden zu arbeiten. Im Silicon Valley, so Lobo, "hat sich eine rücksichtslose Technikkaste gebildet, die vorgibt, die Welt zu verbessern, aber extrem gefährlich ist." (FR, 3./4. 1. 2014, S. 14-15)

 

Helga M. Novak, Im Schwanenhals, Schöffling & C. 2013, 345 S., Jan. 2014.

Ein hervorragendes Buch über das Innenleben der DDR aus der Sicht einer Frau, die an die kummunistische Idee glaubte, vom realen DDR-Sozialismus tief enttäuscht wurde und durch die tiefe Freundschaft zu Havemann zum demokratischen Sozialismus fand.

Der Titel des Buches Schwanenhals bedeutet:Tellereisen, eine Marderfalle/Tierfalle (auch Berliner Eisen), ein Tötungswerkzeug, aus der sich das Tier nicht mehr selbst befreien kann. (Auch: Unterirdisches Labyrinth (Durchbrüche, Gänge, Durchstiche in Kellern) in San Francisco (Novak, S. 256).

Juli Zeh, Schilf, Schöffling & Co, 381 Seiten
Ein ungewöhnliches Buch: Ein Kriminalroman, der eigentlich keiner ist; Täter die eigentlich unschuldig sind; ein Kommissar, der nicht ermittelt, sondern philosophiert, und eine absurde Welt, die existiert und doch auch wieder nicht. Und das alles exzellent und auf hohem Niveau geschrieben.

Eric Kandel, Das Zeitalter der Erkenntnis. Die Erforschung des Unbewussten in Kunst,
Geist und Gehirn von der Wiener Moderne bis heute. Siedler, 2012, 704 Seiten

Philipp Blom, Böse Philosophen. Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung. Hanser, 400 S.
Hervorragende Analyse der Macht und Herrschaftsansprüche der Kirche und Religion im
Spanungsfeld von Theismus, Deismus, Agnostik und Atheismus. Wichtigste
Philosophen des radikalen Aufklärung im Salon d'Holbach: Diderot, Holbach,
Hélvetius, Raynal, Hume, Wilkes. Vertreter der gemäßigten Aufklärung: Voltaire,
Rousseau, d'Alembert, Buffon (Zoologe), Franklin, Smith.

Sahra Wagenknecht, Freiheit statt Kapitalismus. Eichborn 2011, 265 S.
Hervorragend recherchiert und verständlich geschrieben

Antonio Forcellino, Michelangelo. Eine Biographie.
2005, 395 S.

Siri Hustvedt, Der Sommer ohne Männer. Rowohlt Aufl.2011, 300 S.

André Kaminski, Nächstes Jahr in Jerusalem, 491 S.
Ein ungemein lesenswertes, liebenswürdiges, kluges und ironisches und humorvolles
Buch. Die Autobiographie von André Kaminski, und seiner beiden jüdischen
Familien - Kaminski und Rosenbach - das die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg bis
1918 umfasst. Es ist augenzwinkernd geschrieben, gemäß der Inschrift auf dem
Grabstein des Rabbi Schloime Rosenbach: "Die Wahrheit ist das kostbarste
aller Güter und soll gehandhabt werden mit Sparsamkeit und Zurückhaltung."

Valentin Senger, Kaiserhofstr. 2,
Fischer 2011 (Erstauflage Luchterhand 1977)

Maria Barbal, Wie ein Stein im Geröll, 153 S.
Lebensgeschichte einer Bäuerin aus den Pyrenäen vor und nach
der FrancoDiktatur, Frauenschicksal, Zerstörung der ländlich-bäuerlichen
Kultur, große, sehr einfühlende Liebesgeschichte, eine Geschichte über die
wichtigsten Dinge im Leben: lieben, geliebt werden, die schlichte, natürliche
Schönheit

Eric Kandel, Auf der Suche nach dem Gedächtnis
Hervorragender Überblick über ein Jahrhundert Hirnforschung,
tiefe Einsichten in die molekulare Welt des Gehirns.

 

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